Etappe 10: Kapstadt – Von der afrikanischen Weite in die Großstadt
Die letzte Etappe unserer Abenteuerreise durch Afrika ist angebrochen. Diese hat uns – neun Abenteuerlustige und vier Teammitglieder samt eines unverwüstlichen Overlander Trucks – in die entlegensten und schönsten Winkel Namibias und Südafrikas geführt. In die rotsandige Kalahari Wüste, in der wir Buschmänner begleiten und Geparden streicheln durften. In den tierreichen Kgalagadi Nationalpark, in die Wüste Namib, eine ehemaligen Diamanten- und heutige Geisterstadt, wo wir als TV-Interviewgäste spontane Berühmtheit erlangten. Die Reise führte uns entlang Afrikas größtem Canyon und den Orange River hinab (per Kanu, versteht sich), bis in die Cederberge Südafrikas. Heute geht es zurück in die Zivilisation, nach Kapstadt. In eine Metropole, eingebettet zwischen dem Tafelberg und dem atlantischen Ozean, die ich nicht umsonst als meine zweite Heimat bezeichne.
Von der Weite in die Großstadt
Als wir in den Truck steigen und losfahren, teilen wir alle das gleiche etwas wehmütige Gefühl. Und die gleiche Frage: Wie werden wir nach so viel Weite und Abgeschiedenheit, nach Tagen, die vom Lauf der Sonne geprägt waren und wo wir uns zum Schlafen unters Sternenzelt gelegt haben – wie werden wir nach diesen knapp drei Wochen die lärmende Großstadt empfinden?
Zugegeben, schon der erste Blick auf die Mother City ist atemberaubend. Fahrer Q hält mit uns am Strand von Blouberg, wo sich das Kapstädter Panorama vor uns ausbreitet. Kitesurfer mit ihren bunten Drachenschirmen reiten schaumige grüne Wellen, hinter ihnen die Stadt über der sich die eindrucksvolle Kulisse des Tafelbergs erhebt. Nach diesem kleinen Stopp fährt Q uns weiter zu unserer Unterkunft. Überall Autos, Menschen, buntes Treiben – wir müssen kurz schlucken.
Im Zentrum Kapstadts: Die Waterfront
Nach dem Einchecken zieht es uns Richtung Waterfront, in das belebte Hafenviertel Kapstadts. Einige aus unserer Gruppe kennen die Mother City bereits. Sie wollen zum Watershed-Markt, der von Künstlern und jungen Entrepreneuren dominiert wird. Der Rest von uns beschließt, über den V&A Food Market zu flanieren. Im historischen Elektrizitätswerk von Kapstadt können wir uns (theoretisch) einmal rund um den Globus essen. Stände mit afrikanischen Spezialitäten reihen sich an Buden, die asiatische, südamerikanische oder europäische Küche anbieten. Alles hier ist hell, modern, intensiv, das Essen natürlich, biologisch und nachhaltig produziert.
Die Waterfront gefällt uns so gut, dass wir beschließen, hier abends noch einmal Essen zu gehen. Der geplante Segeltörn wurde aufgrund der stürmischen Böen nämlich abgesagt. Gar nicht so schlimm, denn wir haben sowieso schon alle Hände voll zu tun, die vielfältigen Sinneseindrücke von Kapstadt zu verarbeiten. Und so freuen wir uns einfach nur, abends beisammenzusitzen, Drinks in einem Live Café an der Waterfront zu nehmen und anschließend gemeinsam zu essen. Ein letztes Mal mit Q und Philani, unserem Fahrer und Koch, die uns tausende von Kilometern durch Afrika gefahren und auf jede erdenkliche Weise für unser leibliches Wohl gesorgt haben. Sie sind uns wirklich ans Herz gewachsen und dementsprechend tränenreich fällt auch der Abschied aus. Den letzten Tag wird die Gruppe mit Guide Hannu und mir, Reiseleiter Patrick, verbringen.
Zum Sonnenaufgang auf den Lion´s Head
Wir wollen auf den Lion‘s Head, einen prominenten Berggipfel über Kapstadt, steigen – und das so früh wie möglich. Ohne Kompromisse, vor dem Frühstück. Die Gruppe hat gesprochen. Entgegen der Erwartungen einiger klappt es mit dem frühen Aufstehen inzwischen so gut, dass um sechs Uhr alle startklar sind. Kein Wunder, haben wir unsere letzten Wochen doch nach dem Lauf der Sonne gerichtet. Während man auf den Tafelberg auch bequem per Seilbahn gelangt, ist für den etwas kleineren Lion‘s Head Schwindelfreiheit und vor allem Trittsicherheit nötig. Das letzte Stück zum Gipfel wird geklettert. Oben bietet sich dafür ein gigantischer 360-Grad-Blick auf Kapstadt und den Tafelberg. Besonders, um den Sonnenauf oder –untergang zu sehen, lohnt sich der etwa 45-minütige Aufstieg auf den Lion‘s Head. Noch vor neun Uhr sind wir zurück im Hotel, wo wir frühstücken und uns auf einen Tag in Kapstadt freuen.
Kapstadt zu Fuß
Hannu hat einen City Walk für uns vorbereitet – ohne Museen, nur durch die Stadt. Wir passieren Bo Kaap mit seinen bunten Häusern, lassen uns von Hannu über die historischen Hintergründe der Stadt aufklären und landen schließlich in Woodstock, einem hippen Künstlerstadtteil, der sich in den letzten Jahren zum Szeneviertel Kapstadts gemausert hat. Zeit für einen Besuch in meinem Lieblingscafé. Zurück im Zentrum teilen wir uns auf – einige wollen noch Souvenirs kaufen, zwei Mitreisende haben einen Helikopterflug über Kapstadt gebucht, andere wollen noch einen spontanen Stopp in einem Tätowierstudio einlegen. Doch schon am Abend sitzen wir wieder gemeinsam im Restaurant bei fantastischem Essen und Wein und lassen den letzten Abend unserer Abenteuerreise durch Afrika ausklingen.
Eine unglaubliche Afrika Reise geht zu Ende
Bevor wir am nächsten Tag zum Flughafen fahren, schauen wir noch im Langa Township bei meinem Bekannten Tony vorbei. Einige aus der Gruppe hatten sich gewünscht den Social Entrepreneur, mit dem ich diverse soziale Projekte realisiert habe, persönlich kennenzulernen.
Auf dem Weg zum Flugzeug überkommt uns dieses komische Gefühl – diese unglaubliche Inspiration, gemischt mit abertausenden neuen Eindrücken. Und einem Tropfen Wehmut. In den letzten drei Wochen haben wir so viel gelernt und erfahren. Über Afrika. Über die Natur. Und über uns selbst. Wir haben Freundschaften geschlossen und eine Tiefe Ruhe in uns gefunden.
Ich werde wiederkommen – ich bin sicher, meine Mitreisenden auch.
Dein Afrika-Autor
Patrick Sinclair