Wandern in den Zedernbergen – Etappe 9 unserer Abenteuerreise
Morgens weckt uns die Gewissheit, dass wir in den letzten zwei Tagen wirklich etwas für unsere Fitness getan haben. Die Arme schmerzen, der Nacken ist steif, und der ein oder andere verarztet eine Blase an der Handfläche. Kein Wunder, denn unermüdlich paddelnd haben wir unsere Zwei-Mann-Kanus knapp dreißig Kilometer über den Orange River navigiert. Mal gemächliche an Flussbiegungen vorbei, mal durch kleinere Stromschnellen und einmal sogar über stürmische Wellen hinweg.
Von unserer Campsite aus verlassen wir schließlich Namibia. Und betreten zum ersten Mal auf unserer Afrika-Reise ganz offiziell südafrikanischen Boden. (Zuvor befanden wir uns schon im grenzübergreifenden Kgalagadi-Nationalpark sowie auf dem Orange River in Südafrika – aber eben ohne den dazu gehörigen Stempel im Pass.)
Auf der Cape to Namibia Route
Im Overlander Truck fahren wir nun in Richtung der Cederberge. Diese Bergkette erstreckt sich mehrere hundert Kilometer weit von Namibia bis hinunter nach Kapstadt. Der aus Sandstein geformte Gebirgszug ist besonders für seine atemberaubenden Felsformationen berühmt. Zedern findet man dort allerdings nur noch selten.
Die „Cape to Namibia Route“ führt uns beständig gen Süden. Im Moment ist die Landschaft recht karg, doch in den regenreichen Monaten von September bis Oktober verwandelt sich die Szenerie in ein wahres Blütenmeer. Flower Route wird die Strecke daher oft genannt und zieht jährlich tausende von Naturliebhabern an. Nach einigen Stunden erreichen wir die Hänge der Zedernberge in der Region um Citrusdal. Hier gedeihen Orangen und Zitronen, außerdem wird der Roibostee – das landestypische Getränk Südafrikas – angebaut.
Ein Camp für alle Sinne
Schließlich – nach fast acht Fahrtstunden inklusive Zwischenstopps – erreichen wir die Driehoek Guest Farm. Mitten im Nirgendwo an einem malerischen Fluss. Zuvor hatten wir noch einen kleinen Umweg in Kauf nehmen müssen – die Brücke zum Camp war gesperrt worden. Sie war wohl unter der Last eines überladenen LKWs beschädigt worden. Umso schöner ist es, endlich angekommen zu sein. In der Ferne die beeindruckenden Cederberge, hinter uns das Camp und vor uns eine Badestelle mit einer Rutsche und einen Seil zum Tarzan-spielen. Nach der langen Reise können wir uns kaum etwas Schöneres vorstellen! Übermütig schwingen wir uns ins Wasser, schwimmen und baden bei herrlichem Ausblick.
Wandern in den Zedernbergen
Am nächsten Morgen starten wir früh, denn es wird heiß werden. Insgesamt sieben Stunden wandern wir unter Hannus Führung über die atemberaubend wilden Cederberge und legen dabei mehrere hundert Höhenmeter zurück. Wobei wir übrigens kaum einer Menschenseele begegnen. Obwohl sie sich zum Wandern ausgezeichnet eignen, sind die Cederberge 300 Kilometer nördlich von Kapstadt kein typisches Touristenziel.
Gegen 15 Uhr kehren wir erschöpft aber hochzufrieden mit uns auf unsere Campsite zurück. Philani ist schon dabei Gemüse zu putzen und Rindfleischstreifen zu schneiden. Heute Abend wird es Potjiekos geben, einen traditionellen südafrikanischen Eintopf, der in einem gusseisernen Topf über offenem Feuer gekocht wird. Auf Afrikaans bedeutet Potjiekos so viel wie „kleiner Topf mit Essen“. Das deftige Gericht riecht köstlich und als wir abends am Lagerfeuer beisammensitzen, verstehen wir, warum die Südafrikaner ein so geselliges Volk sind. Während das Essen im Topf vor sich hinschmurgelt, haben wir viel Zeit zum Reden, dabei wird getrunken und gelacht.
Freude, Freunde und ein bisschen Wehmut
Die letzte Etappe unserer Reise – Kapstadt – naht. Für alle ein Grund, uns noch einmal die besonderen Highlights der Reise ins Gedächtnis zu rufen. Die Wanderung mit den Buschmännern in der Kalahari Wüste, die Tiere im Kgalagadi Nationalpark, die Wüste Namib und die Geisterstadt Kolmanskop. Der gigantische Fish River Canyon und unsere Kanufahrt auf dem Orange River. Vor allem hat uns jedoch das Gefühl beeindruckt, das Afrika verströmt. Die unendliche Weite, das Leben im Einklang mit der atemberaubenden Natur und die Einsamkeit haben dafür gesorgt, dass Ruhe in uns eingekehrt ist. Eine tiefe Ruhe und Entspanntheit, wie ich sie selbst nur in Afrika erlebe. Alle sind außerdem von der Gruppenkonstellation begeistert. In so kurzer Zeit haben wir gelernt einander zu vertrauen. Wir haben viel miteinander gelacht und uns besser kennengelernt als es unter normalen Umständen in drei Wochen möglich wäre. Ich habe das sichere Gefühl, dass hier Freundschaften entstanden sind.
Erfahre wie unsere Abenteuerreise endet
Etappe 10: Kapstadt – Von der afrikanischen Weite in die Großstadt
Dein Afrika-Autor
Patrick Sinclair